
Praxisgründung
Unternehmen Praxisneugründung
03. Februar 2023
Für viele Ärzte ist es die Vision von einem individuellen Praxisleben als niedergelassener Arzt. Ist das Vorhaben aber erst einmal auf den Weg gebracht, erwacht man schnell in der Realität und sieht sich von betriebswirtschaftlichen Prozessen umgeben, die mit der ursprünglichen Ausbildung wenig gemeinsam haben. Im Wartezimmer sitzen nicht nur Patienten mit einer hohen Erwartungshaltung an deine Arbeit, auch deine Mitarbeiter wollen geführt und Praxisabläufe patientenfreundlich ausgerichtet werden. Spätestens jetzt ist klar: Als Arzt bist du nicht nur Mediziner, sondern auch Chef, Dienstleister und Unternehmer!
„Existenzgründung ist also ein Dauerlauf und kein Sprint!“ Und auch ein Praxiskonzept entwickelt sich nicht über Nacht. Vielmehr wird es geformt von dir durch Erfahrungen, Wünsche und Vorstellungen. Durchhaltevermögen und emotionale Stärke sind ebenso bedeutungsvoll wie Klarheit und Struktur. Was ist wirklich wichtig für mich? Wo soll die Reise hingehen? Was sind meine Ziele? Und was möchte ich ändern?
Mit diesen Gedanken im Kopf beginnst du deine Reise in die Selbstständigkeit. Das Leistungsangebot sollte von Beginn an gut durchdacht werden. Um die Vision „Selbstständigkeit“ zu perfektionieren, hole dir dein Team ins Boot, kläre die Zuständigkeiten, analysiere die Ist Situation und erstelle deine Philosophie.
BFS Tipp
Hänge das Organigramm und die Praxisphilosophie sichtbar in deiner Praxis auf. Sie gelten als „Hausordnung“ und „Regelweiser“ für alle Patienten und Mitarbeiter. Schaffe eindeutige Standards für den Umgang mit Patienten und den Abläufen in deiner Praxis.
Zielgruppe
Patientenbefragungen sind in guter Spiegel um die derzeitige IST-Situation deiner Praxis aufzuzeigen. Sie sind nur sinnvoll, wenn dich das Ergebnis wirklich interessiert und du anhand dieser Ergebnisse Veränderungen vornehmen willst. Entwickle den Patientenfragebogen immer individuell für deine Praxis selbst! Hole dir ggf. Hilfe von den BFS-Berater:innen.
Planung
Im nächsten Schritt plane. Hierbei helfen dir Fragen wie:
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Was bietet unser Umfeld?
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Welche Patientenzielgruppe haben wir? Und wenn wollen wir ansprechen?
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Welche Leistungen bieten wir?
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Welche Leistungen passen zu uns?
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Welche Leistungen wollen wir optimieren und schwerpunktmäßig anbieten?
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Womit heben wir uns von anderen Praxen ab?
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Welches Team brauche ich für mein Konzept?
Auch deine Prozesse gehören feingetunt. Hier ist es wichtig, Arbeits- und Verantwortungsbereiche innerhalb des Teams zu schaffen.
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Sind die Organisationsabläufe definiert?
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Sind die folgenden Verantwortungsbereiche abgedeckt?
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Qualitätsmanagement
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Hygiene
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Datenschutzbeauftragte:r (ab 20 Mitarbeiter)
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Organisation der Wartungstermine für Geräte
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Controlling für Preisvergleiche, Kostenanalysen, Praxisausgaben (Praxisbedarf)
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Abrechnung von GKV/PKV/IGeL
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Praxismanagement für die Organisation
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Ist das Bestellwesen /Formularpflege up to date?
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Datenschutzvereinbarung
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Honorarverträge
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Privatverträge
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Kohlhammerformulare etc.
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Wie gut kenne ich das Arztsoftwaresystem?
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Terminmanagement
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Patientenservice
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Stammdatenpflege
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Abrechnungsmodule
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Prüfe Effektivitätsauslastung des Programms!
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Welche Lehrgänge/Fortbildungen/Schulungen werden noch benötigt?
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Abrechnung (IGeL, EBM, GOÄ, UV-GOÄ)
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Praxisorganisation
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Technische Untersuchungen und alternative BM
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IT
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Kommunikation
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Frage den Bedarf direkt bei deinen Mitarbeitern ab!
Marketing
Klappern gehört zum Handwerk! Deshalb solltest du dein Marketing und die Kommunikation nicht unterschätzen. Denke an ein einheitliches Auftreten und eine Corporate Identity (Logo/Design/Praxisatmosphäre/Kompetenz/Art d. Betriebsführung )
Erstellt Euch im Team eine Checkliste zu folgenden Themen:
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Urlaubsbekanntgabe
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Praxisneuerungen
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Newsletter-Themen
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Patienten-Recallpflege (Vorsorge/ Geburtstage/Impfungen/OP-Termine)
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Nachrichten auf dem Anrufbeantworter
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Überwachung und Aktualisierung der Homepage
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Praxisflyer
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Datenbankenpflege
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Netzwerkpflege – Apotheken, Vereine, Sanitätshäuser, Kollegen, Krankenhäuser
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Fachvorträge halten
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Tag der offenen Tür veranstalten
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Gutscheine
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Werbung Radio/Presse/Fernsehen
Zusammenarbeit
Reflektion ist wichtig auf dem Weg zum Ziel. Daher stellt euch im Team ab und an ganz objektiv folgende Frage zu den u. a. Punkten:
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Wie ist die Teamqualifikation, Praxisausstattung, Erfahrungsschätze, derzeitige Behandlungserfolge?
Auch Gefühle und Emotionen sind im Dienstleistungssektor durchaus erwünscht und demnach nicht zu unterschätzen. Daher schaut Euch auch folgende Punkte an:
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Wie kommunizieren wir mit unseren Patienten (Begrüßung, Verabschiedung, telefonische Betreuung)?
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Hören wir uns untereinander und unseren Patienten wertschätzend zu?
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Sprechen alle Mitarbeiter eine einheitliche Sprache?
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Macht uns die Arbeit im Team Spaß?
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Hat unsere Praxis einen Wohlfühlcharakter für uns und unsere Patienten?
Ganz wichtig sind regelmäßige Teammeetings! Setze Dir und Deinem Team realistische Ziele und orientiere Dich vorerst an den Marktwerten bzw. Wettbewerbern, jedoch schaue nicht zu sehr nach rechts und links. Fokussiere Dich auf Deine Ziele.
Und so funktioniert es:
Überprüfe deine alternativen Beratungs- und Hilfsangebote außerhalb der Kassenleistungen. Definiere dein Sollziel indem du aufzeigst, wohin die Veränderung führen sollen, welche Maßnahmen im Einzelnen geplant sind und welche Vor- und Nachteile sich aus der Veränderung ergeben. Mit Hilfe eines eindeutig definierten Zielentwicklungsprozesses lässt sich die Maßnahmenkontrolle vielversprechend überwachen. Hole dir ggf. Hilfe von den BFS-Berater:innen.

Peggy Füssel
Consultant Arztmarkt